der besuch im tempel

diesmal aber richtig. mit nichts ausser geld und mehreren metern jasminblüten bewaffnet tauchen wir in den kanjkumari aman tempel ab, umkreisen ihn erst schüchtern, da wir ja keine hindus sind und werden bald freundlich aber bestimmt gebeten level zwei zu betreten. wundersame gestalten und ornamente versetzen uns in staunen. ich frage mich gerade wozu all die massiven rundrohre sind, die eine art gürtel mit gattern um das level3 bilden, als uns ein priester zu erklähren beginnt, dass es erst in 30 minuten ins level 4 geht, wo wir eigentlich noch gar nicht hin möchten, weil wir uns in level 3 noch nicht satt gesehen haben. unsere höfliche zurückhaltung wird aber mit mitleid belohnt und ehe wir’s uns versehen, sind wir durch eine chaletfenstergrosse öffnung in level 4 bugsiert worden, wo uns ein tempeldiener in empfang nimmt. die jasminblüten werden uns von einem priester abgenommen, der uns bittet, ein wenig geld darin zu vergraben. alle werden mit einem schwarzen öligen punkt auf der stirn gezeichnet und werden gebeten, sich hinzusetzen. derweil eine panzerschrankdicke tür hinter uns verschlossen wird. nora beginnt zu wimmern und die zwillinge werden auch ein wenig unsicher. der mit reis, palmzucker und kokosnuss zurückkehrende mönch mag die stimmung nicht richtig heben. nora hat angst, wir würden hier nicht so bald wieder rausgelassen, tränen kullern ihr die wangen runter. auch johannes‘ und serafins augen sind wässrig. der tempeldiener, ein schrulliger, drahtiger alter mann, versucht, die stimmung aufzuheitern. anna und ich versuchen es auch, mit mässigem erfolg. der tempeldiener bläst in eine meeresschnecke worauf sich der raum langsam füllt. eine horde älterer männer sammelt sich vor einer verschlossenen tür und rangelt ein wenig während uns der tempeldiener beiseite nimmt. kaum öffnet sich die tür, beginnt ein gedränge. fünf priestern versuchen  mit brüllen und an armen zerren das gerangel im zaum zu halten. der eintritt in level 5 scheint uns nicht möglich, doch der tempeldiener ist anderer ansicht. er schleust uns durch den ausgang hinein, so gross wie zwei dolendeckel, ins allerheiligste, wo sich frauen wie männer jeden alters um einen platz beim hohepriester prügeln.
anna bringt serafin in sicherheit, während ich vom tempeldiener durch die tretende und mit ellenbogen um sich schlagende menge geschleust werde, johannes auf dem arm und nora an der hand. ein bleibendes erlebnis.
beim ausgang ist das gedränge nicht mehr ganz so gross und wir schaffen es unbeschadet in level 3 zurück. beim versuch, den tempel zu verlassen, um uns zu erholen, werden wir vom diener zu einer neuen spende aufgerufen. da er uns vor dem niedergetrampelt werden bewahrt hat, geben wir ihm, was er verlangt und machen uns erneut zum gehen bereit.
nein nein – wild gestikulierend führt er uns weiter  in einen bereich von level 2, wo schon etwa 400 menschen in reihen auf dem boden sitzen und warten. nach einer weile meint anna ich könne mein hemd wieder anziehen und auch ich bemerke dass ich plötzlich der einzige mann ohne hemd bin. etwa tausend menschen werden mit bananenblättern und essen darauf versorgt. darunter zwei bleiche  langnasen mit drei kindern.


 
 
 

4 Kommentare zu “der besuch im tempel”

  1. tbr
    10. Februar 2009 um 21:24

    CARI RAGAZZI CHE STORIA INCREDIBILE LA VOSTRA VISITA AL TEMPIO. A ROMA COMUNQUE NON E‘ TANTO DIVERSO. STATECI BENE E NON FATECI ASPETTARE TROPPO E‘ COSI‘ BELLO AVERVI NEL NOSTRO BILDSCHIRM.
    FELICI VACANZE A VOI E ALLA PROSSIMA
    LAURA E CO.

  2. maui
    11. Februar 2009 um 18:34

    klingt gruselig. da wär ich nicht rein. brrr

  3. Erik
    12. Februar 2009 um 09:10

    hej dir! dä bsuech hört sich jo sehr interessant, aber au zimlich abentüürlich aa… ich glaub ich hätt scho vill frühner kapituliert 😉

  4. Gaby Streiff
    21. Februar 2009 um 13:14

    Hallo meine Lieben
    Ach wie schön euch beim reisen zuzusehen und eure Geschichten zu lesen. Der Beschrieb des Tempelbesuchs hat in mir intensive Erinnerungen auf allen Sinnesebenen beschert. – Dieses Gedränge, vor allem beim ein- und aussteigen aus Bussen oder eben ins Allerheiligste hat mich jeweils in helle Panik versetzt. So seh ich das als völlig korrekt an, dass ihr noch mal was abliefern musstet von wegen Zertrampelungsbewahrung.
    Ja, ich vermisse es in seiner ganzen schauerlichen Schön- und Anders-heit. Auch euch und all meine anderen Bekannten die in Indien rumschwitzen.
    Aller liebste Grüsse aus dem grau und kalt. XG.

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