anna hat indienkoller
Kodai war der Tiefpunkt, wenn auch ein hochgelegener. Eigentlich war das Bergkaff gar nicht auf der Reiseroute, doch ich habe mich nach dem lauten und heissen Madurai von der geschönten Beschreibung des Reiseführers (Lonely Planet, wer hat ihn nicht?) verlocken lassen. Doch auch Kodai ist Indien, laut, dreckig, stinkig, abgefuckt. Die Inder schaffen es nicht, irgend etwas Schönes zu bauen, denke ich böse. Tempel, Paläste für Maharadschas, das war früher, heute ist der Standard wüst und billig, planlos und geschmacklos, Kanalisation und Müllabfuhr scheinen weitgehend unbekannt. Zu allem Elend will jeder Inder Auto fahren, und so wird es noch lauter, dreckiger, stinkiger. Die Ignoranz der Leute geht mir auf den Senkel, die fetten Reichen, die zu vielen Armen. Es sind so viele, dass es mir zunehmend schwer fällt, noch Mitleid zu empfinden. Stattdessen wächst die Wut – zum Beispiel auf korrupte Politiker, die das Land verkommen lassen und das meiste Geld, das für das Gemeinwohl bereitgestellt wird, in die eigene Tasche stecken. Es wächst die Wut auf eine Politik, die es nicht schafft, Bildung für alle durchzusetzen, und das Bevölkerungswachstum in den Griff zu bekommen. Auf unfähige oder korrupte Stadtplaner und Bauunternehmer, auf die nervigen Händler, die einen die ganze Zeit bequatschen, und sogar auf die Armen, die sich nicht wehren. Last but not least auf die wunderschönen Tempel, die mit ihrem ganzen Brimborium nichts anderes sind als Opium für’s Volk.
„I love India“, sagte der fette Kanadier, unser Tischnachbar im Garten des „Taj Garden Retreat“, in dem wir für ein Nachtessen lang den Abgasen und dem Lärm der Tempelstadt Madurai entkommen konnten. Im „Taj“ lässt sich das koloniale Indien zelebrieren, als wäre die Bevölkerung seit der Unabhängigkeit nicht um das dreifache gewachsen, die Müllberge ins Unermessliche und die Armut ins Unerträgliche – und das sogar im angeblich bestregierten Staat Tamil Nadu. Der Kanadier liebt Indien, denn er reist von einem Luxushotel ins nächste im klimatisierten Bus, Tempelführungen und Palastbesichtigungen wechseln sich ab mit einer hervorragenden Speisekarte.
Und jetzt sitzen wir in Ooty selber in einem ehemaligen Sommerpalast des Maharadschas von Mysore und Indien ist wieder schwer in Ordnung.


16. Februar 2009 um 13:13
hallo ihr, ja da kann ich mitfuehlen! inien ist echt zweispaeltig, manchmal ist man am verzweifel und im naechsten augenblick entdeckt man ein kleines wunder! vielleicht sehen wir uns bald in ooty, wir werden da am 18ten mittags ankommen… ich freue mich auf die kuehlung in den bergen, wir sind gerade in cotchi, ist schoen und fuer indischeverhaeltnisse ruhig, werden morgen mal diesen eheimnissvollen stand suchen gehen und dann am abend ab mit der bahn richtung berge!
19. Februar 2009 um 18:22
Liebe Nora und Famile wir wolten euch einen Brif schiken aber dann haben wir gemerkt das das nicht geht und deswegen schreiben wir euch so. Wir wolten euch fragen ob ir es in Indien schöner findet als Basel. Schweizerische Grüse
JAEL und SOFIA