Archiv der Kategorie ‘Unterkunft‘

 
 

von kodaikanal nach ooty

[quicktime]http://www.warteckpp.ch/thuering/wordpress/wp-content/uploads/2009/02/indien161.mov[/quicktime]ooty
der sommersitz vom maharadscha aus mysore ist bald fertig renoviert, und vor 5 monaten eröffnet worden. eine augenweide. ich hatte das vergnügen, den enkel des letzten „richtigen“ maharadscha kennen zu lernen als er gerade mit michael ludgrove, dem curator der royal collection, eine stippvisite machte. wir plauderten ein wenig über kunst und die schweiz. er gab mir seine visitenkarte und bat mich, ihm meine eindrücke per mail zukommen zu lassen. anna und die kinder haben später drei der 8 fahrer des maharadscha kennen gelernt, die ihnen einiges über den umgang mit „seiner hoheit“ erzählt haben. so dürfen ihn zum beispiel nur ganz enge freunde „shir khan“ nennen.
die unzähligen angestellten stehen hier in keinem verhältnis zu den gästen. wir sind zur zeit die einzigen.

Anna ist beeindruckt
und zwar vor allem vom Leibesumfang des Maharadscha. Der Mann wiegt bestimmt 200 Kilo. Unglaublich finde ich, dass Martin beim Pinkeln neben dem Maharadscha von Mysore stand. Und er hat nicht einmal hinüber geschaut!
Probleme habe ich beim Grüssen – soll ich ihn, wie es seine Fahrer tun, *his Highness“ nennen, oder ganz einfach „hello“ sagen? Heute beim Frühstück blieb ich deshalb stumm, als er neben unserem Tisch stand und einer Phalanx aus Arbeitern, Architekten, Dienern und Leibwächtern erklärte, dass die Kabel unter das Täfer gehören und nicht darüber. Gestern war ich da noch lockerer, und sagte „good evening“, da er mir schon fast wie ein alter Bekannter vorkam, nachdem mir seine Fahrer unzählige Handyfotos gezeigt hatten, auf denen er aussah wie ein fetter Software-Unternehmer aus Bangalore, wie ein trendiger Jetsetter mit pinker Sonnenbrille, oder so wie die Maharadschas früher,  angetan mit Seide, Turban und Juwelen, auf dem goldenen Thron sitzend. Dieser sei aus purem Gold und wiege 460 Kilo, erklärten die Fahrer. Weiter zeigten sie mir Fotos von seinen Palästen in Mysore und Bangalore. Was sie nicht erwähnten ist der schon jahrelang dauernde Rechtsstreit zwischen dem Maharadscha und dem Staat Karnataka, den Palast in Mysore betreffend. Der Palast gehöre dem Staat, argumentiert Karnataka. Das kann ich gut nachvollziehen.

anna hat indienkoller

Kodai war der Tiefpunkt, wenn auch ein hochgelegener. Eigentlich war das Bergkaff gar nicht auf der Reiseroute, doch ich habe mich nach dem lauten und heissen Madurai von der geschönten Beschreibung des Reiseführers (Lonely Planet, wer hat ihn nicht?) verlocken lassen. Doch auch Kodai ist Indien, laut, dreckig, stinkig, abgefuckt. Die Inder schaffen es nicht, irgend etwas Schönes zu bauen, denke ich böse. Tempel, Paläste für Maharadschas, das war früher, heute ist der Standard wüst und billig, planlos und geschmacklos, Kanalisation und Müllabfuhr scheinen weitgehend unbekannt. Zu allem Elend will jeder Inder Auto fahren, und so wird es noch lauter, dreckiger, stinkiger. Die Ignoranz der Leute geht mir auf den Senkel, die fetten Reichen, die zu vielen Armen. Es sind so viele, dass es mir zunehmend schwer fällt, noch Mitleid zu empfinden. Stattdessen wächst die Wut – zum Beispiel auf korrupte Politiker, die das Land verkommen lassen und das meiste Geld, das für das Gemeinwohl bereitgestellt wird, in die eigene Tasche stecken. Es wächst die Wut auf eine Politik, die es nicht schafft, Bildung für alle durchzusetzen, und das Bevölkerungswachstum in den Griff zu bekommen. Auf unfähige oder korrupte Stadtplaner und Bauunternehmer, auf die nervigen Händler, die einen die ganze Zeit bequatschen, und sogar auf die Armen, die sich nicht wehren. Last but not least auf die wunderschönen Tempel, die mit ihrem ganzen Brimborium nichts anderes sind als Opium für’s Volk.
„I love India“, sagte der fette Kanadier, unser Tischnachbar im Garten des „Taj Garden Retreat“, in dem wir für ein Nachtessen lang den Abgasen und dem Lärm der Tempelstadt Madurai entkommen konnten. Im „Taj“ lässt sich das koloniale Indien zelebrieren, als wäre die Bevölkerung seit der Unabhängigkeit nicht um das dreifache gewachsen, die Müllberge ins Unermessliche und die Armut ins Unerträgliche – und das sogar im angeblich bestregierten Staat Tamil Nadu. Der Kanadier liebt Indien, denn er reist von einem Luxushotel ins nächste im klimatisierten Bus, Tempelführungen und Palastbesichtigungen wechseln sich ab mit einer hervorragenden Speisekarte.
Und jetzt sitzen wir in Ooty selber in einem ehemaligen Sommerpalast des Maharadschas von Mysore und Indien ist wieder schwer in Ordnung.

kodaikanal

auf 2100 meter über meer liegt das davos von indien. skifahren kann man hier nicht wirklich aber die temperatur ist angenehm, fast schon kalt. wir sind im dunkeln angekommen und es sieht so aus, dass wir am liebsten gleich weiterfahren würden. busse, autos, motorräder geben auch hier kräftige hup- und brumm- konzerte, die die ganze nacht andauern.
unser telefonisch reserviertes hotel hat den familienraum leider nicht für uns bereitgehalten und so beanspruchen wir den ambasasdor-fahrer noch so lange, bis wir eine geeignete übernachtungsmöglichkeit gefunden haben. unser fahrer ist uns dabei keine grosse hilfe weil er, wie anna bald bemerkt, nicht lesen kann. das hilltop tower ist ein sauberes hotel mit netten angestelten. die kinder schauen zum ersten mal seit einem monat fern und wir essen auf dem zimmer. gespannt wie es hier am tag aussieht, schlafen wir bald ein.
den see finden wir alleine und erkunden ihn mit einem pedalo, doch um die wirklich schönen orte zu finden, benötigen wir einen guide, der uns geschickt um den verkehr und die übelsten müllhalden herumführt.

von madurai nach kodaikanal

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erste zugfahrt

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